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Editorial CQ DL 8-2020
Verein
26.07.2020 von DL1KJ
Im Editorial der CQ-DL 8-2020 bezieht Martin, DG9KS eine sehr pointierte Position zum Thema Selbtbau im Amateurfunk als Teil (?) dessen Selbstverständnisses.
Mich persönlich (DL1KJ) hat dieser Text sehr getroffen - versuchen wir doch seit Jahren im Rahmen unserer Amateurfunkausbildung Toleranz, Offenheit und Neugier als Grundwerte zu vermitteln - von alledem habe ich in diesem, sehr einseitigen, Editorial wenig gefunden.
Ich habe daraufhin am 25.Juli an die PR-Beauftragte unseres Verbandes, Steffi Heine DO7PR folgenden Leserbrief geschrieben:
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Leserbrief zum Editorial CQ DL 8-2020
These: Martin, DG9KS postuliert: nur der technik-affine Funkamateur ist ein „echter“ Funkamateur.
Veto!
Die „Menschwerdung“ beginnt erst mit Klasse „B“ (ca. 1985) - „Wer kein CW kann ist kein echter Funkamateur (2003)“ - Klasse „E“-Funkamateure sind keine „echten Funkamateure“ (2005)
VETO!
„Wer keinen Funkbetrieb macht, ist kein Funkamateur“ – „wer nicht selbst baut, ist kein Funkamateur“ – „wer nicht Mitglied im Verband ist, ist kein Funkamateur“- „wer QSOs ohne technischen Inhalt führt, ist kein Funkamateur“
VETO!!!
Ich bin mir sicher, das Editorial war anders intendiert. Nämlich als „pro Selbstbau“, wie es von vielen Gruppen – hier sei namentlich QRProject als Beispiel genannt – seit Jahren und Jahrzehnten propagiert und gelebt wird.
Ich bin selbst durch den technischen Aspekt zum Amateurfunk gekommen – „main part of my hobby is still heatin‘ up the soldering iron!“ (QRZ.com)
ABER: nach vielen Jahren aktiver Ausbildung habe ich verstanden: es die MENSCHEN, die unser Hobby so unverwechselbar machen.
Verschiedene Menschen mit all ihren unterschiedlichen Biografien; unterschiedlicher Herkunft; verschiedenen Zielen: geeint im Hobby Amateurfunk!
Dies sind allesamt fantastische Menschen, die eine solche Bereicherung für unser gemeinsames Hobby sind. Darunter: Die YL, die den Rundspruch für sich entdeckt hat und dort aktiv ist. Der Mathematiker, der geniale SDR-Berechnungen entwickelt, aber eigentlich im Leben kein QSO gefahren hat. Der OM, der sich als US-VE einbringt. Und auch der HF-Entwickler – der dann 4kW-PAs baut („darunter geht’s nicht“).
QSOs ohne fachlichen Hintergrund („laber-QSOs“) sind richtig und wichtig! Gerade in Zeiten wie diesen sind soziale Kontakte essentiell. Auch im abendlichen Repeater-QSO! –Um jetzt dem „früher war mehr Lametta“ entgegen zu treten: auch in meiner AFU-Anfangszeit (Ende 80er) gab es Runden, in denen –freundlich gesagt- der Austausch über AFU-Technik nicht im Fokus stand…
Diversität im Club beginnt oder endet (eben) nicht bei sexueller Orientierung (siehe Ronnys Editorial) – sondern bei JEDEM von uns – unser Gegenüber als einzigartig, und wertvoll zu akzeptieren!
Eines kann ich jedem von uns versprechen: wir alle werden -früher oder später- „betreuten Amateurfunk“ benötigen. Und für diese Zeit brauchen wir NACHWUCHS – und spielt es keine Rolle, durch welche Motivation der Nachwuchs zu uns gefunden hat. –Alles andere ist „Sterben in Schönheit“.
Vy 73, Rolf DL1KJ
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Steffi schrieb mir in ihrer Antwort am 27.Juli, dass viele Zuschriften zu diesem Thema kamen - Und die Redaktion evtl. plant "...eine Sonderseite zu den Rückmeldungen zu bringen, um diese Diskussion aufzuzeigen".
Es ist richtig und wichtig, dass in einem Magazin wie der CQ-DL auch kontroverse Meinungen ihren Platz finden. Genau so richtig ist es aber auch, Position zu solchen Meinungen zu beziehen: also, schreibt an unseren Verband redaktion_at_darc.de
73, Rolf DL1KJ